Interview mit Steffen Weinhold

Steffen Weinhold, Handball-Nationalspieler vom THW Kiel, ist eines der „Gesichter der Spiele“ der Special Olympics Kiel 2018. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Rune Dahmke und den Special Olympics Athleten Christoph Bertow (Unified Basketball), Michaela Harder (Leichtathletik) und Pierre Petersen (Fußball) ist er auch auf dem Veranstaltungsplakat zu sehen. Das Interview wurde im Rahmen des Fotoshootings für das Plakatmotiv der Nationalen Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung geführt.

Steffen Weinhold
Fotoshooting mit Steffen Weinhold vom THW Kiel (Foto:SOD)

Wie war das Fotoshooting für Sie?

Das Fotoshooting war zusammen mit den drei Athleten sehr spannend und auch sehr lustig. Man sieht dann doch, dass sie manche Dinge anders wahrnehmen und anders darauf reagieren. Aber ich fand es sehr schön mitzubekommen, wie die Athletendarauf reagieren und ich glaube, dass es denen auch sehr viel Spaß gemacht hat!

War das Ihr erstes Treffen mit Menschen mit geistiger Behinderung und mit den Athleten?

Ich habe schon häufiger Menschen mit geistiger Behinderung getroffen. Meine
Schwester ist in Einrichtungen Ergo-Therapeutinund meine Tante ist dort auch Betreuerin. Wenn ich zu Hausebin habe ich dort schon ein paar Mal vorbei geguckt und hatte natürlich auch Kontakt. Mit den Athleten, die dann auch bei den Special Olympics teilnehmen, habe ich mich vorher noch nicht getroffen. Das war heute das erste Mal.

Was ist Ihre Motivation sich als „Gesicht der Spiele“ zu engagieren?

Es ist sehr wichtig, dass dafür eine Wahrnehmung in der Öffentlichkeit geschaffen wird. Natürlich habe ich durch meine Familie ein wenig Beziehung dazu, weil meine Schwester mir schon Geschichten von den Kindern erzählt und sie diesesehr ins Herz geschlossen hat. Jetzt hat sich auch mir die Möglichkeit geboten, mich hierfür zu engagieren. Das mache ich natürlich gerne.

Handball ist eine klassische Mannschaftssportart. Wie wichtig ist das Team für einen Sportler?

Ein Team ist natürlich immer wichtig. Die drei wissen es vermutlich noch viel besser, wie wichtig es ist, dass man immer füreinander da ist und dass man Menschen in seinem Umfeld hat, die für einen da sind.Dasist ja der Team-Gedanke, sowohl auf als auch abseits des Spielfelds.

Was halten Sie von inklusiven Sportangeboten, wie es sie mit Unified Sports auch beiSpecial Olympics Deutschland gibt? Könnten Sie sich vorstellen, in einem inklusiven Team Sport zu machen?

Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, dass manim Sport Inklusion lebt und
auf Augenhöhemiteinander Sport macht. Klar kann ich mirvorstellen,da mitzumachen. Ich denke, da geht esdann nicht darum, Titel oder Siege zu erreichen, sondern um den Austausch miteinander.Ich kannmir schon vorstellen, dass man das miteinander macht und zusammen auf dem Fußballplatz, auf dem Handballfeld oder beim Basketball in einer Mannschaft spielt.

Gibt es etwas, was Sie vielleicht von Sportlern mit geistiger Behinderung lernen können?

Ich glaube, wenn man sich die Zeit nimmt und mit den Leuten spricht, kann man immer viel voneinanderlernen. Oft ist es so, dass die Athleten viel mehr aufs Detail oder auf Kleinigkeiten achten oder sie viele zwischenmenschliche Dinge viel emotionaler wahrnehmen als wir das vielleicht in unserer schnelllebigen Welt machen.Das finde ich sehr spannend.
Dafür muss man sich natürlich die Zeit nehmen. Nach einer Stunde Fotoshootingkann manabernicht sagen, dass man jetzt gegenseitigviel voneinander gelernt hat, dafür ist die Zeit zu kurz gewesen.

Die drei Athleten machen ja anderen Sportarten als Sie. Für welche Sportarten können Sie sich neben dem Handball begeistern?

Ich bin allgemein sehr sportbegeistert. Fußball und Basketball finde ich beides super. Leichtathletik und Schwimmen gucke ich mir auch mal an, aber es macht mir persönlich nicht so viel Spaß, wenn kein Ball dabei ist.

Im Sommer 2016 haben Sie die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Rio gewonnen. Wie haben Sie die Olympischen Spiele wahrgenommen?
Es war für mich immer ein großes Ziel bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Damit ging für mich ein Traum in Erfüllung. Dass wir dort eine Medaille gewinnen konnten, war etwas ganz Besonderes. Sein Land zu vertreten unter den ganzen Sportlern und den verschiedenen
Sportarten war eine ganz besondere Erfahrung.

Konnten Sie etwas vom Olympischen Flair und vom Rahmenprogramm mitnehmen?

Relativ wenig. Für uns Handballer war es so, dass wir vom ersten bis zum letzten Tag im Zwei-Tages-Rhythmus gespielt und dazwischen immer trainiert haben. Da blieb nicht so viel Zeit, die anderen Athleten zu unterstützen. Ich glaube, da gibt es andere Sportarten, die mehr mitnehmen konnten. Die Schwimmer haben zum Beispiel traditionell in der zweiten Woche frei. Aber man bekommt schon einiges mit und trifft sich mit den anderen Sportlern im Haus, und das ist schon eine besondere Atmosphäre.

Handball lebt ja von großen Emotionen. Beim Spiel kocht die Stimmung in der Halle schnell mal über. Wie wichtig ist die Unterstützung der Fans beim Spiel?

Es ist sehr wichtig, dass man die Fans immer dabei hat -auch für die Motivation. Wir spielen in der Sparkassen-Arena in Kiel alle drei Tage. Manchmal muss man sich selbst nochmal ein bisschen kitzeln, um 100% motiviert ins Spiel zu gehen. Aber sobald man in der Halle ist und
10.000 Leute da sind, kommt das von ganz alleine. Da spie
len die Fans natürlich eine ganz wichtige Rolle. In unserer Sportart ist es so, dass die Atmosphäre in der Halle die Heimmannschaft beflügeln und die Gegner verunsichern kann. Die Unterstützung der Fans in der Halle macht auch einen Unterschied zwischen Heim-und Auswärtsspielen aus.

Sind Sie manchmal noch aufgeregt vor wichtigen Spielen?

Klar. Es ist ganz wichtig, dass man aufgeregt ist. Durch die Aufregung werden vielleicht nochmal die letzten Prozente rausgekitzelt und Adrenalin, Anspannung und Konzentration gestärkt.

Im Januar 2019 findet die Handball-WM in Deutschland und Dänemark statt. Wie sehr fiebert man so einer WM im eigenen Land entgegen?

Die WM ist noch sehr weit weg. Dazwischen liegen noch gefühlte 200 Spiele, die wir spielen müssen. Aber es ist sicherlich ein richtig großes Event und auch ein Traum, dass man da vor seinen eigenen Fans im eigenen Land eine Weltmeisterschaft spielen kann. Es ist auf jeden Fall mein Ziel, dabei zu sein.

Die Nationalen Spiele finden in diesem Jahr in Ihrer (Wahl)Heimat Kiel statt. Worauf können Sich die Athleten in Kiel freuen?

Die Athleten sind ja zum Sport machen hier. Sie müssen gut essen, gut schlafen und sich konzentrieren und ihre Wettkämpfe möglichst gut bestreiten. Ich weiß nicht, wie viel Freizeit die Athleten haben, aber wenn sie mal Zeit haben, können sie auf jeden Fall das Meer hier
genießen. Ich denke, wenn gutes Wetter ist, dann ist es das Beste, ans Meer zu fahren und die Zeit dort zu verbringen. In der Stadt gibt es auch viele schöne Ecken. Ich wohne am Schrevenpark, und wenn sie dort mal die Seele baumeln lassen oder nochmal die Konzentration sammeln wollen, dann können sie da vorbei schauen.

Was wünschen Sie den Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung für ihre Sommerspiele in Kiel?

Ich hoffe, dass sie gutes Wetter haben und dass die Athleten hier ihren Spaß haben!Es sollen erfolgreiche Wettkämpfe für alle werden – und die Athleten sollen eine tolle Atmosphäre erleben können!

SOD, 05.09.2017

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