Interview mit Rune Dahmke

Rune Dahmke, Handball-Nationalspieler vom THW Kiel, ist eines der „Gesichter der Spiele“der Special Olympics Kiel 2018. Gemeinsam mit seinem Teamkollegen Steffen Weinholdund den Special Olympics Athleten Christoph Bertow (Unified Basketball), Michaela Harder(Leichtathletik) und Pierre Petersen (Fußball) ist er auch auf dem Veranstaltungsplakat zusehen. Das Interview wurde im Rahmen des Fotoshootings für das Plakatmotiv der Nationalen Spiele für Menschen mit geistiger Behinderung geführt.

Rune Dahmke
Fotoshooting mit Rune Dahmke vom THW Kiel (Foto:SOD)

Wie war das Fotoshooting für Sie?

Das hat richtig viel Spaß gemacht. Ich bin ja ohnespezielle Erwartungen hergekommen. Mir waren die Special Olympics auch noch nicht so bekannt. Mit den Athleten in Kontakt zu kommen und sie kennenzulernen, hat richtig Spaß gemacht. Die Stimmung war von Anfang an ziemlich ausgelassen. Es war auf jeden Fall eines der witzigeren Fotoshootings.

War das Ihr erstes Treffen mit Menschen mit geistiger Behinderung?

Nein, ich finde es ganz normal, dass man im Alltag Menschen mit Behinderung begegnet. Es war auch heute für mich gar nicht schwierig. Wir haben uns von Anfang an gut verstanden. Es lief auch alles freundlich und professionell ab.

Was ist Ihre Motivation sich als „Gesicht der Spiele“ zu engagieren?

Jetzt, da ich den ersten Kontakt mit den Athleten hatte, wird diese Aufgabe für mich etwas realer. Ich freue mich, dass die Special Olympics hier in Kiel stattfinden. Als „Werbegesicht“, der etwas mehr Resonanz der Leute erhält mit seinem Sport, möchte ich mehr Aufmerksamkeit für die Special Olympics Kiel 2018 erregen und hoffe, dass die Unterstützung dann überschwappt.

Handball ist eine klassische Mannschaftssportart. Wie wichtig ist das Team für einen Sportler?

Für mich ist das Team unglaublich wichtig.Gerade in den Situationen, in denen es für einen persönlich ein bisschen schwerer ist mit dem Training, in denen die Motivation vielleicht nicht ganz so hoch ist, sind Teamkameraden oder auch das ganze Team drum herum – die Trainer, die Betreuer – wirklich am wichtigsten. Diese Menschen können dich da rausziehen, können dir helfen oder Mut zusprechen. Es gibt ja auch Einzelsportarten, aber auch da hat man ja immer ein Team ums sich. Beim Sport generell geht es immer um das Miteinander. Das ist das Wichtigste.

Was halten Sie von inklusiven Sportangebote, wie es sie mit Unified Sports auch bei Special Olympics Deutschland gibt? Könnten Sie sich vorstellen auch in einem inklusiven Team Sport zu machen?

Ja, klar. Zum Spaß in der Freizeit auf jeden Fall. Ich sehe auch keinen Grund, weshalb das ein Problem sein sollte. Beim Sport steht der Spaß im Vordergrund, und wenn jeder Spaß hat, ist es egal, ob man eine geistige Behinderung hat oder nicht. Solange jeder begeistert seinen Sport ausführt, sollte man das auch zusammen hinkriegen.

Gibt es etwas, was Sie vielleicht von Sportlern mit geistiger Behinderung lernen können?

Ja, auf jeden Fall. Jetzt gerade bei dem Fotoshooting habe ich gemerkt, dass die Freude der Athleten sich so pur und ehrlich anfühlt. Die Athleten verkörpern, dass sie das unbedingt machen möchten. Sie machen das nicht für irgendwelche Aufmerksamkeit. Sie finden einfach ihren Sport toll. Ich finde, manchmal kann man sich – und dabei nehme ich uns Leistungssportler nicht aus – da von einfach eine Scheibe abschneiden. Manchmal gibt es so viele Dinge, um die man sich kümmern muss und Gedanken macht. Aber der Sport sollte immer im Vordergrund stehen – und dass man alles macht, weil man den Sport liebt. Das sollte man nicht vergessen.

Die drei Athleten machen ja andere Sportarten als Sie. Für welche Sportarten können Sie sich neben dem Handball begeistern?

Ich habe früher, bevor ich professionell mit dem Handball angefangen habe, viele Sportarten ausprobiert. Fußball, Golf, Tennis, Tischtennis habe ich im Verein gespielt. Basketball, Fußball und Schwimmen faszinieren mich immer noch. Alles, was im Fernsehen gezeigt wird, schaut man sich schon noch ganz gerne an zum Beispiel die US Open im Tennis. Ich bin da ziemlich leicht zu begeistern.

Handball lebt ja auch von großen Emotionen. Beim Spiel kocht die Stimmung in der Halle schnell hoch. Wie wichtig ist die Unterstützung der Fansbeim Spiel?

Unglaublich wichtig! Gerade bei unserem ersten Spiel in der neuen Saison hat man das
gesehen. Da haben wir ziemlich lange zurückgelegen. Da war unser großer Vorteil, dass wir zuHause gespielt haben. Auf einmal hat uns das Publikum nach vorne gepeitscht. Dann haben wir alle zusammen an einem Strang gezogen. Das hilft einem unglaublich. Besonders im Spiel, wenn man schon ein bisschen müde ist oder einem der richtige Rhythmus fehlt, dann können die Zuschauer sehr viel bewirken.

Sie teilen mit Ihrem Vater die Begeisterung für den Handball-Sport und den THW Kiel? Wie wichtig ist für Sie als Sportler die Unterstützung durch die Familie?

Meine ganze Familie ist Handball verrückt. Da fiebern alle mit. Für mich ist das sehr wichtig. Es ist richtig schön, dass alle so für Handball schwärmen, immer mit dabei sind und mich unterstützt haben, gerade auf dem Weg in den Profisport. Für mich ist die Familie das wichtigste.

Wie bekämpfen Sie Aufregung und mulmige Gefühle vor dem Start oder wenn es im Spiel richtig eng wird? Welchen Rat können Sie Sportlern dazu geben?

Diese Nervosität ist eigentlich positiv zu sehen. Man hat eher Probleme, wenn man gar nicht aufgeregt ist, dann ist man nicht so richtig wachsam. Ein leicht mulmiges Gefühl kann man ganz schnell in Energie umwandeln. Besonders in den wichtigen Momenten, wenn es um Sieg oder Niederlage geht. Ich mag diese Momente unglaublich gern. Eventuell hat man ein bisschen Angst davor, den letzten Wurf zu nehmen. Aber wenn du ihn nicht nimmst, dann ärgerst du dich am meisten. Einfach machen und auf das beste hoffen. Die Chance einfach nutzen. Das, was du gewinnen kannst, ist so viel größer als das, was du verlieren kannst.

Im Januar 2019 findet ja die Handball-WM in Deutschland und Dänemark statt. Wie sehr fiebert man so einer WM im eigenen Land entgegen?

Als wir 2016 Europameister in Polen geworden sind, hat man die Euphorie-Welle auch hier gemerkt. Sehr viele Menschen haben uns dabei unterstützt. Dann hat man die Heim-WM 2007 im Kopf, als die Deutschen im eigenen Land Weltmeister geworden sind. Ich freue mich extrem, dass so eine Mischung aus beidem wieder nach Deutschland kommen kann. Dass wir wieder um den Titel mitspielen können. Eine WM im eigenen Land ist für jeden Sportler mit das Größte.

Die Nationalen Spiele finden in diesem Jahr in Ihrer Heimat Kiel statt. Was bedeutet Ihnen das?

Ich find‘ es super, dass die Spiele in Kiel stattfinden und dass wir im hohen Norden Special Olympics dann auch unterstützen können. Wir sind hier einfach eine sportverrückte Region und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass sich viele Leute die Wettbewerbe angucken, viele Leute begeistert sein werden und die Special-Olympics-Athleten dann auch die Aufmerksamkeit erfahren, die sie verdienen.

Sie sind gebürtiger Kieler und kennen die Stadt mehr als gut. Worauf können sich die Athleten in Kiel freuen?

Wennich längere Zeit auf Auswärtstour war, freue ich mich besonders auf das Meer. Innerhalb von fünf Minuten ist man an der Küste oder am Strand.Das genieße ich besonders, vor allem wenn das Wetter etwas besser ist. Ich hoffe natürlich, dass es nächsten Sommer schön wird. Ich finde, Kiel hat eine entspannte Atmosphäre. Man kann alles schnell erreichen, und die Menschen sind sehr nett. Ich fühle mich hier sehr wohl und ich hoffe, das werden die Athleten dann auch.

Was wünschen Sie den Athletinnen und Athleten mit geistiger Behinderung für ihre Sommerspiele in Kiel?

Im Vordergrund steht unglaublich viel Spaß. Alle werden hier sein, um ihren Sport
auszuführen und das zu machen, was sie lieben. Sie sollen einfach herkommen, Spaß haben
und neue Leute kennenlernen, neue Freundschaften schließen und natürlich erfolgreich sein.

SOD, 05.09.2017

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