Mike Schwenke – Athlet der Herzen

Er gehört zu den „Königen der Athleten“ der Special Olympics Kiel 2018. Während andere Athleten in der Regel in zwei Disziplinen starten, bringt er es auf acht Starts in drei Tagen in sieben leichtathletischen Disziplinen: Mike Schwenke, 20 Jahre alt, Leichtathlet mit Downsyndrom. Er gehört zur Bremer Delegation, sein Stammverein ist der TuS Komet Arsten e.V., wo er von seiner Mutter Sandra Schwenke trainiert wird.

Sport ist sein Leben, davon kann er gar nicht genug bekommen. Er muss alles ausprobieren, in vielen leichtathletischen Disziplinen ist er zuhause, einschließlich Speerwurf und Stabhochsprung. Zu Letzterer wurde er inspiriert durch seine Schwester Kim-Michelle, eine erfolgreiche Nachwuchs-Stabhochspringerin. Bundesweit ist Mike der einzige Stabhochspringer bei Special Olympics. Er findet es schade, dass er sich in dieser Disziplin nicht mit anderen messen kann. Fragt man ihn, welcher Sport ihn denn am besten gefällt, kommt lapidar die Antwort „Alle“.

Hochsprung als 3. Disziplin im 5-Kapmf, Mike Schenke; Foto: SOD/ Klaus Peter

Wettkampferfahrung hat Mike Schwenke schon reichlich gesammelt. Kiel sind seine dritten Nationalen Spiele, dazu kommen Starts bei zahlreichen Landesspielen und Sportfesten. Seine Mutter und Trainerin ist mit ihm pausenlos auf Achse. Die sportlichen Erfolge sprechen sich rum. Er ist Kaderathlet des Bremer Leichtathletikverbandes und in diesem Jahr ist er zum Bremer Behinderten-Sportler des Jahres gewählt worden.

Mike Schwenke beim Kugelstoßen (5-Kampf), Foto: SOD/ Klaus Peter

Fünfkampf erstmals bei den Nationalen Spielen

In Kiel stellt er sich einer neuen Herausforderung: Mike nimmt teil am erstmals bei Nationalen Spielen ausgerichteten Fünfkampf. Elf junge Männer und eine junge Frau stellten sich an zwei Tagen folgenden Aufgaben: 100m Sprint, Kugelstossen, Hochsprung, Weitsprung und abschließend die schwere Stadionrunde über 400 m.

Tag 1 beginnt morgens früh mit dem 100m-Lauf. Mike’s persönlicher Fan-Club ist bereit, selbst der stellvertretende Vorsitzende seines Vereins hat es sich nicht nehmen lassen, Mike zu unterstützen. Seine Vorbereitungen sind professionell: Warmmachen, wie selbstverständlich den Startblock anfordern, Konzentration und dann der Start. Lachen im Gesicht, alle Umstehenden abklatschen, er ist zufrieden mit sich und seiner Leistung.

90 Minuten später folgt dann schon mit dem Kugelstoßen die 2. Disziplin. Während seine Konkurrenten ihre Körperlichkeit ausspielen können – z.T. sind sie zwei Köpfe größer als Mike – verlässt er sich auf seine Technik. Als einer von zwei Athleten gleitet er perfekt an und stößt nicht aus dem Stand.

Spannend wird es dann nach der Mittagspause beim Hochsprung. Auch hier bewundern die Zuschauer seine Technik. Während andere mit ihren langen Beinen im Scherensprung über die Latte kommen, setzt Mike den perfekten Flop an. Doch die Nervosität fordert ihren Tribut. Schon bei 1,04 m reißt er die Latte. Der dritte Sprung bringt dann die Wende, auf einmal passt alles zusammen und er lässt mit übersprungenen 1,20m einige Konkurrenten hinter sich. Anschließend lässt er sich von den Zuschauern gebührend feiern. „Hey Leute, war ich gut?“ Tosender Beifall.

Tag 2 mit Weitsprung und 400m

Tag 2 beginnt morgens mit dem Weitsprung. Mike kommt mit dem Anlauf nicht so richtig zu recht, schafft dann aber nach dem ersten Fehlversuch noch zwei gültige Sprünge. Mike aber nimmt es gelassen.

In der Wettkampfpause holt er sich dann Unterstützung von den Frauen am Getränkestand, die er am Tag vorher schon aufgefordert hatte, ihn lautstark zu unterstützen. Für sie war er ab sofort der „Athlet der Herzen“.

Die letzte Disziplin dieses Wettbewerbs ist die Stadionrunde über 400m, auch für Sportler ohne Behinderung eine große Herausforderung. Auch hier fordert Mike als einziger wieder den Startblock. Gegen die Großen mit ihren langen Beinen hat er keine Chance, erkämpft sich aber mit einer sehr guten Zeit einen vierten Platz.

Insgesamt erringt Mike in seiner Gruppe den 5. Platz. Vor der sehr emotionalen Siegerehrung durch den Nationalen Leichtathletikkoordinator Björn von Borstel bereitet seine Mutter ihn schon mal darauf vor, dass es heute keine Medaille gibt.

Wer glaubt, Mike Schenke hätte jetzt genug vom Sport, kennt Mike nicht. Er will unbedingt noch in einer Staffel laufen.

Start der 400m Staffel, Mile Schwenke; Foto: SOD/ Klaus Peter

Für Mike enden diese Spiele mit der Siegerehrung, Hymne und La-Ola-Welle, bei der er sich die zweite Medaille abholen kann. Stolz zeigt er diese dann überall herum und lässt sich wieder gebührend feiern – er ist eben der „Athlet der Herzen“.

Text: Klaus Peter

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