Gero Jeschonek: „Ich will Judo machen!“

Gero Jeschonek jubelt über Sieg; Foto: SOD/ Constanze Jeschonek

„Gero, Gero, Gero!“ Die Anfeuerungsrufe seiner Fans schallen durch die ganze Halle. Gero Maximilian Jeschonek jubelt und tanzt vor Freude, als er seinen letzten Kampf im Judo an diesem Tag gewinnt.

Gero Jeschonek ist gemeinsam mit seinem Team des Sport-Clubs Eintracht 1943 Mülheim und seiner Zwillingsschwester Constanze nach Kiel zu den Special Olympics Deutschland gereist. Nachdem Gero den Wunsch äußerte: „Ich will Judo machen!“ meldete seine Mutter ihn im Verein an. Jetzt trainiert er ein- bis zweimal die Woche. Er ist schon seit drei Jahren im Judo aktiv und hat bereits an unterschiedlichen Wettbewerben teilgenommen. Bei den Special Olympics Deutschland ist er das erste mal dabei. Er ist sehr stolz auf seine Leistung, sagt er und strahlt über das ganze Gesicht. Vor Wettkämpfen ist er immer ein bisschen aufgeregt, sodass seine Beine zittern. Seiner größten Angst von großen Leuten beim Judo geboxt oder getreten zu werden hat er an diesem Tag wieder getrotzt! Seine Blessuren trägt er mit Stolz.

Er ist ein wahres Multitalent. Neben dem Judo trainiert er Fußball und Schwimmen, singt in zwei Bands und übt Keyboard, Klavier und Bongo Trommel. In seinen beiden Bands singt er am liebsten deutsche Musik und Mamma-Mia-Songs. Das Lied „Ich lass für dich das Licht an“ von Revolverheld hat er regelmäßig als Ohrwurm. Schon seit zehn Jahren singt er für „Die neue Band“, einer integrativen Musikgruppe.

Gero ist ein selbstbewusster, lebenslustiger, wahnsinnig humorvoller, junger Mann. Sein Temperament und sein Lachen wirken sofort ansteckend. Er schafft es mit seiner Art sein Gegenüber innerhalb von Minuten für sich einzunehmen.

Eine besondere Beziehung zwischen Gero und seine Schwester Constanze

Es fällt sofort auf, dass die Verbindung zwischen Gero und seiner Schwester Constanze sehr liebevoll und innig ist. Gero spricht mit viel Herz von seiner Schwester und ist sehr traurig „wenn sie nicht da ist“, weil sie studiert. Er vermisst seine „liebe Schwester“, die „nur ein klein bisschen zickig“ ist, grinst er. Gemeinsam werden sie in diesem Sommer zum ersten mal ein Festival besuchen. Dabei werden sie drei Nächte im Zelt verbringen. Eine Premiere für Gero. Die Vorfreude ist den beiden anzusehen. Am Samstag nach den Wettbewerben treffen sich die Zwillinge mit ihren Eltern in Hamburg. Gero wohnt zur Zeit noch bei seinen Eltern. Sein großer Wunsch ist auszuziehen und selbständig zu werden. Nächstes Jahr zieht er deshalb in eine inklusive Wohngemeinschaft.

Gero Jeschonek mit Zwillingsschwester Constanze; Foto: SOD/ Kristin Lehnecker

„Scheu und Regeln machen das Aufeinander-Eingehen schwierig.“

Geros Schwester Constanze hätte im Vorfeld nicht gedacht, wie sehr sie bei den Wettbewerben ihres Bruders mitfiebern, sich mitfreuen und mitleiden kann. Constanze findet den Austragungsort der Special Olympics Deutschland in Kiel sehr schön. Das Engagement der vielen Helfer beeindruckt sie: „Die Helfer haben Bock und das merkt man!“ Durch den Kontakt zwischen Athleten und Helfern konnten Berührungsängste abgebaut werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Veranstaltungen zentral in Städten stattfinden, um möglichst viel Miteinander zu ermöglichen: „Es soll normal werden, Leuten zu begegnen, die etwas anders sind.“

Wichtig ist Constanze, dass man Menschen mit einer Behinderung auf Augenhöhe begegnet und ihnen echten Respekt entgegenbringt. „Eine Forderung, die ich selbst nicht hinkriege“, sagt sie. Auch als Zwillingsschwester eines Bruders mit Downsyndrom fragt sie sich täglich, ob sie anderen Menschen echten Respekt entgegen bringt. Eins ist jedoch für sie klar: „Scheu und Regeln machen das Aufeinander-Eingehen schwierig.“

Text: Antonia Holland-Cunz, Kristin Lehnecker

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