Sport baut Barrieren im Kopf ab (Inklusive Redaktion)

Das inklusive Tischtennis-Team aus Brunsbüttel (Foto: Marc Nasner)
Das inklusive Tischtennis-Team aus Brunsbüttel (Foto: Marc Nasner)

Die Stralsundhalle am Winterbeker Weg ist bis zum letzten Platz gefüllt. Auf der
Tribüne und an den Tischtennis-Tischen tummeln sich Athleten, Schiedsrichter,
Betreuer und Familienangehörige. Kilian Bartelt ist mit einem gemischten Team aus
Schülern von der Meldorfer Gelehrtenschule und der Astrid-Lindgren-Schule, in der
Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf unterrichtet werden, am Start.

Der Gymnasiallehrer ist selbst Spitzenspieler beim Verbandsoberligisten TSV
Brunsbüttel und gründete dieses Jahr eine Tischtennis-AG für Schüler beider Schulen.
Justin, Nik und Luca treten im Unified-Wettbewerb gemeinsam an. Der 17-jährige
Justin ist an zwei Wettkampftagen am Start. „Es ist schön auch mal mit den
Gymnasiasten zusammen Sport zu machen und nicht immer mit den selben Leuten
seinen Nachmittag zu verbringen.“

Ob er dabei gewinnt oder verliert, ist Justin dabei gar nicht so wichtig – ganz nach dem Titelsong der Special Olympics „Ich gewinn, egal ob ich Dritter, Zweiter oder Erster bin.“

Ganz ähnlich sehen es Luca und Nik, die zwar motiviert in die Wettkämpfe gehen, sich
aber in erster Linie über das Miteinander freuen. Für Nik ist die Tischtennis-AG nicht
das erste Projekt mit Menschen mit geistiger Beeinträchtigung. Der 15-Jährige hat
vorher schon an der Meldorfer Gelehrtenschule an einem inklusiven Theaterprojekt
teilgenommen und war derart begeistert, dass er auch an der Tischtennis-AG
teilnimmt. Lehrer Kilian Bartelt sieht Sport vor allem als unkompliziertes
Inklusionsangebot: „Die Sportangebote bieten sich an, da Barrieren im Kopf so leicht
überwunden werden können. Häufig haben meine Schüler neben dem stressigen
Schulalltag nicht die Möglichkeit, soziale Projekte zu unterstützen, deshalb ist die
Tischtennis-AG in der Schule eine tolle Option.“

Etwas unzufrieden zeigen sich Justin und Luca mit der Organisation. Da die
Tischtenniswettkämpfe über den ganzen Tag laufen, haben die Special OlympicsAthleten
kaum Möglichkeiten. andere Programmpunkte, wie die kostenlose
medizinische Beratung, wettbewerbsfreie Sportangebote oder den Poetry Slam
wahrzunehmen. Beeindruckt sind die Schüler von der Zahl an Freiwilligen rund um die
Stralsundhalle. Die Volunteers betreuen die Sportler bei den Spielen, geben am
Halleneingang für alle Athleten kostenlos Getränke aus und begleiten die Wettkämpfe

als Zählschiedsrichter. Dass aufgrund des riesigen Andrangs von 4.600 Teilnehmern nicht alle
Interessierten teilnehmen konnten, enttäuschte den 22-Jährigen Cedric. Der Rollstuhlfahrer
trainierte in einer Sportgruppe der Stiftung Drachensee monatelang für die TischtennisWettkämpfe,
konnte allerdings letztlich nicht berücksichtigt werden. „Zwar habe ich für das
Event monatelang trainiert, ich freue mich aber auch, Teil der Inklusiven Redaktion mit den
Studenten zu sein und so über die Special Olympics zu berichten.“ Bessere Chancen könnte
der Preetzer 2023 haben, das Jahr, für das sich Deutschland um die Ausrichtung der
Weltspiele bewerben, die dann in Berlin stattfinden würden.