Tanzen verbindet über Barrieren hinweg: Lindy Hop in Kiel

Lindy Hop Foto: SOD / Mira Spill

In Kiel hat sich über die letzten Jahre hinweg eine Gruppe von ca. 250 Menschen dem Swing-Tanzen verschrieben. In offenen Klassen treffen sich Frauen und Männer ganz unterschiedlichen Alters und Couleur, um das Tanzbein zu schwingen. Extra für die Special Olympics bot das Kulturamt der Stadt Kiel einen kostenfreien Schnellkurs im Lindy Hop im barrierefreien Kulturforum an.

Ungefähr 50 Tänzerinnen und Tänzer sind der Einladung gefolgt und schwingen nun über die Tanzfläche. „Wir wollen heute den Spaß weitergeben, den wir selber immer beim Tanzen haben“, erklärt Jeannette Jaggi. Vor acht Jahren kam sie ganz durch Zufall aufs Parkett. Denn eigentlich wollte sie nur mit einer Freundin etwas trinken gehen. Mittlerweile ist sie die Co-Tänzerin vom Kursleiter Christoph Möller.

„Du verstehst Dich ohne Sprache, ohne Worte“

Beim Lindy Hop, der zu Swing-Musik getanzt wird, gibt es klare Rollenmodelle. Ein „Leader“ tanzt mit einem „Follower“. Der Leader bestimmt die Bewegung und gibt dem Follower vor, wie getanzt wird. „Social Dance“ nennt sich diese Art des Tanzens. Denn, das ist der Clou des Abends, alle paar Takte wird der Tanzpartner reihum gewechselt. So tanzt stets ein Follower mit einem anderen Leader. „Das ist auch das schöne im Rahmen von Special Olympics“, erklärt Christoph. „Jeder kann hier mit jedem tanzen. Du verstehst Dich ohne Sprache, ohne Worte. Man bewegt sich einfach gemeinsam zur Musik.“ Und das bereitet allen Beteiligten sichtlich Freude. Bei jedem Wechsel wird sich kurz mit Namen vorgestellt und ab geht’s. Natürlich klappen nicht alle erlernten Tanzschritte gleich auf Anhieb. Fröhliches Gelächter macht die Runde. Und manches kann quasi im Freistil improvisiert werden. „Ihr könnt auch so crazy legs machen“, gibt Christoph Tipps für zwei Takte innerhalb der nächsten Schrittkombination.

Weil stets gewechselt wird, muss auch kein fester Tanzpartner mitgebracht werden. Dieser Vorteil wurde schon im letzten Jahrhundert von Dawn Hampton erkannt: sie war ein amerikanisches Urgestein für diesen Musik- und Tanzstil und vertrat die Meinung, man müsse beim Tanzen aus dem „paarigen“ heraus kommen, erklärt Jeannette. Wenn es also zu wenig Herren gibt und Frau trotzdem gerne tanzen möchte, müsse diese halt selbst die Rolle des Leaders übernehmen. So gäbe es auch in der Kieler Truppe mittlerweile eine Hand voll Damen, die in dieser Rolle tanzen.

Je umfangreicher die Schrittkombinationen werden, umso lauter wird das Gemurmel und Gelächter. Wer den Termin verpasst hat, kann jederzeit die freien Kurse besuchen. Auch wer nur zu Gast in Kiel war, muss nicht traurig sein. Und Jeannette ermutigt: „Das wird auf der ganzen Welt gleich getanzt. Egal welche Sprache Du sprichst.“

Text: Mira Spill

Weiterführende Links:

www.swinginkiel.de